Die Gesellschaft – Mathematisch-Physikalischer Salon Dresden

Der Mathematisch-Physikalische Salon im Dresdner Zwinger„Eine Schatzkammer des Wissens“

Der Mathematisch-Physikalische Salon im Dresdner Zwinger ist eines von elf Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Von allen Museen Dresdens ist der Salon am längsten in seinen Sammlungsräumen: seit mehr als 275 Jahren im Zwinger und seit 1746 im Pavillon über dem Grottensaal. Die Sammlung vereinigt Uhren, Globen und wissenschaftliche Instrumente vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Dem Besucher ergeben sich hier großartige Möglichkeiten, Grundpfeiler unserer naturwissenschaftlichen Bildung, wie etwa die Erkenntnis, dass die Erde um die Sonne kreist, in ihrem historischen Zusammenhang kennen zu lernen.
Andererseits fanden aber auch solche Geräte Eingang in die Sammlung, die Irrwege auf der Suche nach neuen Erkenntnissen hervorbrachten.

Das Gebäude des Mathematisch-Physikalischen Salons im Dresdner Zwinger

Der Grundstock dieser einstmals höfischen Sammlung geht auf die in der Mitte des 16. Jahrhunderts gegründete Kunstkammer der sächsischen Kurfürsten zurück. Wissenschaftliche Instrumente und Modelle, Arbeitsgeräte und Literatur machten schon damals einen Großteil des Bestandes der Kunstkammer aus.

Die wissenschaftliche Revolution des 17. Jahrhunderts veränderte auch die Kunstkammer und führte zur Gründung des Mathematisch-Physikalischen Salons. Er entstand in der Tradition der Kabinette, Kaffeehäusern und Salons dieser Zeit, in denen dem staunenden Publikum mit Hilfe von Apparaten und Vorrichtungen wissenschaftliche Experimente vorgeführt wurden, was in erheblichem Maße zu einer Popularisierung der Wissenschaften führte.

Die wichtigsten Errungenschaften dieser Epoche – Brennapparate, Vakuumpumpen, Elektrisiermaschinen, Barometer, Mikroskope und Teleskope – sind in Prototypen und erlesenen Varianten im Salon zu sehen.

Der Mathematisch-Physikalische Salon gehört damit zu den weltweit ältesten, traditionsreichsten und bedeutendsten wissenschaftshistorischen Sammlungen und ist auch heute ein faszinierendes Museum, das dem Besucher Einblicke in wichtige Facetten unserer Wissenschaftsgeschichte gewährt: Facetten, welche das menschliche Zusammenleben in vielen Bereichen entscheidend beeinflussten. Denn ohne Maße und Gewichte wäre kein Handel vorstellbar, ohne das Zusammenfassen von Sternen in Sternbildern eine Orientierung am Himmel erschwert und ohne Zeitmessung wären Termine nicht einzuhalten.

Zur Geschichte

Um 1560
Kurfürst August von Sachsen gründet die Kunstkammer im Dresdner Schloss. Einzigartig unter den Kunstkammern des 16. Jahrhunderts ist der dominierende Anteil von wissenschaftlichen Instrumenten und Werkzeugen, die mit der dazugehörigen Literatur 80 Prozent des Sammlungsbestandes ausmachen.

1728
Der Zwinger wird infolge der Neustrukturierung der kurfürstlichen Sammlung zum Palais des Sciences. In ihm finden die Bibliothek, das Kupferstichkabinett, das Cabinet der mathematischen und physikalischen Instrumente und andere wissenschaftliche Sammlungen ihre Aufstellung.

1730–1732
Das erste eigenständige Inventar des Mathematisch-Physikalischen Salons entsteht.

1746
Die Sammlung erhält ihr Domizil im Obergeschoss des Pavillons „F“ und den bis heute gültigen Namen „Mathematisch-Physikalischer Salon“.

1768–1777
Die Sammlung wird um Brennspiegel, Teleskope und mechanische Vakuumpumpen aus der Gräflich-Brühlschen Bibliothek und zahlreiche Fernrohre, Barometer, Thermometer, Schrittzähler und Sonnenuhren aus der Werkstatt des Reichsgrafen Hans von Löser ergänzt.

1784
Die erste sächsische Zeitdienststelle wird unter Johann Gottfried Köhler im Mathematisch-Physikalischen Salon eingerichtet. Fast 150 Jahre lang wird von hier aus die für Dresden gültige Ortszeit festgelegt.

1815
Die von Johann Georg IV. (Regierungszeit 1691–1694) gegründete Modellkammer wird dem Mathematisch-Physikalischen Salon unterstellt und im Marmorsaal aufgestellt.

1835
Der erste gedruckte Katalog der Sammlungen erscheint.

1909
Mit dem Erwerb der Kleinuhrensammlung Robert Pleißners gelangen erstmals Taschenuhren in nennenswerter Stückzahl in die Sammlung.

1945
Durch einen kurz vor dem 13. Februar 1945 erteilten Befehl zur Umlagerung der Sammlungsbestände aus ostelbischen Auslagerungsorten auf die westelbische Seite erleidet der Sammlungsbestand schwere Verluste als ein mit wertvollem Kunstgut beladener Lastwagen im Bombenhagel zerstört wird. Besonders stark betroffen ist der Bestand der Gegenstände, die aus der frühen Kunstkammer des 16. und 17. Jahrhunderts übernommen worden sind.
Die Ausstellungsräume im Zwinger werden ebenfalls schwer beschädigt.

1952
Der erste Ausstellungsraum im Obergeschoss des Pavillon F wird wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1954–1956
Seit 1954 werden der Grottensaal und ab 1956 die sich anschließende Bogengalerie für Ausstellungszwecke genutzt. Damit war es möglich, die Bestände übersichtlicher anzuordnen und erstmals größeren Besucherzahlen den Zutritt ins Museum zu ermöglichen.


2001

In einer sehr erfolgreichen Ausstellung holt der Salon den großen sächsischen Gelehrten Ehrenfried Walther von Tschirnhaus (1651–1708) aus der Vergessenheit zurück und präsentiert sein Leben und Wirken, aber auch seine Bedeutung für die Wissenschaft unserer Tage.

Ausstellungsobjekte

Türmchenuhr, Paulus Schuster, Nürnberg 1587 Reisewecker, Johann Gottfried Kriedel, Bautzen, um 1750
Mechanischer Himmelsglobus, Georg Roll und Johannes Reinhold, Augsburg 1586 Planetenlaufuhr, Eberhard Baldewein, Kassel/Marburg 1563–68
Automat »Reitender Pasha«,Süddeutsch, um 1600 Automat »Verkehrte Welt« Hans Schlottheim, Augsburg, um 1590